Im Interview: Christian Albrings, Vorstand der albrings + müller AG
Von Entwicklung bis Innovation, von Transaktion bis Investition, von Bau bis Betrieb, von Prozess bis Organisation: Die Immobilienberatung albrings + müller setzt auf ganzheitliche Begleitung. Die Kombination aus technischem und kaufmännischem Know-how im eigenen Haus und ein tiefes interdisziplinäres Verständnis macht das Unternehmen mit seinem Team aus 55 Experten und Innovatoren einzigartig in der Branche. Welchen Stellenwert haben hier Offenheit und Transparenz? Und wie wird das Thema Hinweisgeberschutz betrachtet? Im Gespräch mit einem der beiden Gründer und Vorstand Christian Albrings gibt es so manche interessante Einschätzung und aufschlussreiche Herangehensweisen zu entdecken.
Gleich mal vorneweg: Welche Meinung haben Sie als Unternehmer zum Hinweisgeberschutzgesetz?
Grundsätzlich war ich gegenüber dem gesamten Thema erst einmal skeptisch. Als Unternehmer reagiere ich generell empfindlich gegenüber jeder staatlichen Überregulierung. Ich bin kein Fan davon, dass man mir vorschreibt, was ich zu tun habe. Und im ersten Moment hatte ich auch noch gar nicht daran gedacht, dass uns das Thema Whistleblowing konkret betrifft. Erst im Kontakt mit den Machern von whistle.law und seitdem das Gesetzgebungsverfahren im Bundestag an Dynamik gewonnen hat, wurde deutlich, dass ich mit meinen mehr als 50 Mitarbeitern sehr wohl damit zu tun haben werde. Der Vertriebschef von whistle.law hat mich auf seine erfrischende Art sogar davon überzeugt, dass der Hinweisgeberschutz auch positive Aspekte hat.
Nämlich welche?
In der Immobilienwirtschaft sind wir aufgrund der hohen Summen, mit denen gehandelt wird, anfällig für Missbrauch und Veruntreuung. Es gibt tatsächlich auch das eine oder andere schwarze Schaf. Unser Anliegen ist daher stets: Wie können wir uns deutlich davon abheben? Wir wollen uns aktiv absetzen, nicht abwarten und schauen was passiert. Schon bei der Gründung gemeinsam mit Steffen Müller haben wir unseren Anspruch klar definiert: Wer in der Immobilienberatung mehr erwartet, wird bei uns auch mehr finden. Daher sehe ich inzwischen durchaus einen Sinn in der Gesetzgebung – sie bietet uns an einer bestimmten Stelle und durch die Einrichtung eines Meldekanals genau diese Möglichkeit.
Seit der Gründung hat sich albrings + müller zu einer besonderen Marke in der Immobilienberatung entwickelt. Mit verantwortlich dafür ist Ihr Innovationsgeist, dass Sie Menschen mit tatkräftigem Spirit begeistern und immer die beste Lösung für Ihre Kunden finden. Gemäß dem Motto: mit Innovationen zur erfolgreichen Entwicklung. Nutzen Sie daher das neue Gesetz als Tool zur Innovation?
Wir haben bereits im Vorfeld und auf gewisse Art eine offene Kommunikationskultur bei uns im Unternehmen installiert und etabliert. Wir arbeiten als aufrichtiges Team in flachen Hierarchien und haben einen proaktiven Austausch. Ellenbogenmentalität existiert bei uns nicht, stattdessen ein hoher Maßstab an Förderung. Es ist bei uns im Betrieb üblich, dass sich die Menschen zu einem Missstand äußern – oder eben auch zu positiven Gegebenheiten. „So kann es nicht sein. Hier gibt es Verbesserungspotenzial.“ Jeder kann jederzeit mit solchen Inhalten auf uns im Vorstand zukommen oder das auch untereinander artikulieren. Davon leben wir in der Unternehmensentwicklung – das gilt übrigens nicht nur für uns zwei Gründer und die vier Partner also die Führungsebene. Unsere Mitarbeiter haben mindestens so gute Ideen wie wir – und diese wollen wir auch genutzt wissen.
Wie habe ich mir das konkret vorzustellen?
Wir haben intern einen systematischen Verbesserungsprozess und sprechen einmal die Woche darüber, was wir besser machen können. Immer Montag morgens um 9 Uhr gibt es den so genannten Monday-Morning-Call, daran sind alle Führungskräfte (also die kaufmännische Leitung, die Vorstände und alle Projektverantwortlichen) beteiligt. Es ist eine Runde mit etwa 15 Personen, die dauert 45 Minuten und hat eine eng getaktete Agenda. Was gibt’s zu verbessern? Lessons learned? Welche Vorfälle gab es letzte Woche? Da schauen wir genau miteinander hin. Außerdem findet alle vier Wochen immer am Donnerstagnachmittag unser „Eat & Talk“ mit dem gesamten Team statt – bei Pizza oder süßen Stückchen werden alle Themen im großen Kreis besprochen: Projekte, Qualitätssicherung, was steht an, was gibt es zu klären.
Wenn wir auf die Fakten schauen: In Ihren zentralen Leistungsbereichen bearbeiten Sie jährlich rund 150 Mandate für mehr als 100 Kunden – und das in durchaus dynamischen Prozessen. Eine Vielzahl an Experten kümmern sich um die unterschiedlichsten technischen und kaufmännischen Immobilienfragestellungen. Da fallen sicherlich allerhand Inhalte an – auch mal etwas, das jemand nicht offiziell verkünden will und der dankbar wäre für einen Kummerkasten?
Wir wollen eine offene Unternehmenskultur leben, was uns nicht immer zu 100 Prozent, aber meistens gelingt. Gerade unsere Führungskräfte sollen aufgeschlossen sein für Kritik. Genau deshalb wollen wir eben keinen Kummerkasten aufhängen. Ich selbst verhalte mich auch nicht anonym, stelle mich meiner Verantwortung und stehe meinen Mitarbeitern mit Rede und Antwort zur Verfügung. Ich will unverblümt hören, wenn es ein Thema oder sogar einen Vorfall gibt. Unsere Mitarbeiter sollen sich bei einem konkreten Anlass immer an uns als Führungskräfte wenden können, andersrum läuft es genauso. Übrigens machen wir intern regelmäßig auch Umfragen zum Thema Unternehmensentwicklung und wollen wissen, wo wir gerade miteinander stehen, wie die Kommunikationskultur und das Führungsverhalten gesehen werden.
Individuell, professionell und effizient arbeiten, für die Kunden effektive Projekte umsetzen, weiterwachsen und sich konstant entwickeln. Auch das sind Ziele in Ihrem Unternehmen, dafür geben Sie Raum. Sie haben einen beeindruckenden Wertekatalog, der Verlässlichkeit, Qualität, Geschwindigkeit, Fairness, Ehrlichkeit und Freiheit beinhaltet – um nur einige zu nennen. Wie bringen Sie das nun mit der EU-Richtlinie zum Hinweisgeberschutz unter einen Hut?
Die Freiheit ist bei uns ganz oben angesiedelt und war mit ein Grund dafür, warum mein Geschäftspartner und ich etwas Eigenes aufziehen wollten. Wir haben in der Immobilienbranche ja nichts komplett Neues erfunden, wollten aber Vorreiter sein, was Inhalt und Qualität betrifft. Diesen Gedanken von Freiheit fordern wir für unser Unternehmen ein und wollen ihn bei unseren Mitarbeitern fördern. Unser Wertekanon hängt aber nicht nur als definiertes Leitbild an der Wand. Es ist unsere Erwartungshaltung. Das ist nicht nur hingesprochen, sondern wird auch gelebt. Ich will meinen Mitarbeitern nichts vorschreiben, weshalb das Hinweisgeberschutzgesetz nicht so ganz in unsere Unternehmenskultur und zu unserem Spirit passt.
Und doch haben Sie heute schon den digitalen Meldekanal installiert…
Wie gesagt: Ich finde es grundsätzlich schwierig, wenn dem Unternehmen solche Vorschriften gemacht werden. Bei uns hat sich gezeigt, dass es eben auch ohne Systematik und Gesetzgebung möglich ist, auch bei schwierigen Themen im direkten Austausch miteinander zu sein. Ich halte nichts davon, Einrichtungen zu schaffen, an denen sich bestimmte Klientel entlang hangelt nach dem Grundsatz: „Dem zeig ich’s jetzt mal!“ Oder um uns beschäftigt zu halten. Das wäre ein negativer Effekt. Trotzdem: Wenn jemand ein Problem erkennt, dann soll das offen artikuliert werden. Wenn ich mir dann allerdings Whistleblower-Fälle anschaue wie Edward Snowden oder Julian Assange, dann gibt es durchaus Strukturen, in denen das nicht funktioniert. Vielleicht ist das sogar in unserer Branche der Fall… Wir stehen für Offenheit und Transparenz – nicht nur in unseren Projekten. Also nehmen wir das Hinweisgeberschutzgesetz als Anlass – auch wenn für uns aktuell keine Notwendigkeit erkennbar ist. Wir wollen vorneweg gehen, bevor alle es als Zwangsmaßnahme machen müssen.
Wie haben Sie das Ihren Mitarbeitern erklärt?
Wir haben das bei einem „Eat & Talk“ kommuniziert und genau auf diese Art und Weise: Völlig unabhängig vom Hinweisgeberschutzgesetz fordern wir intern genau wie bei den Projekten Offenheit und Transparenz ein. Das ist das, wofür wir stehen. Wir bieten den Kunden Sicherheit in ihren Projekten, dabei sind Offenheit und Transparenz wesentliche Punkte. Unser Anspruch ist klar formuliert: Wir wollen die Immobilienwelt professionalisieren. Das alles lässt sich auf unseren Betrieb adaptieren. Wir gehen in Vorleistung, obwohl das Gesetz noch nicht da ist. Wenn es dann in Kraft tritt, haben wir erste Erfahrungen und können die Anpassungen vornehmen, die es sicherlich noch braucht.
Sie betrachten sich als Sparringspartner für die Strukturierung und Durchführung nachhaltig erfolgreicher Immobilienprojekte, die exakt den Zielvorstellungen der Kunden entsprechen. Haben Sie in whistle.law den passenden Sparringspartner für das Thema Hinweisgeberschutz gefunden?
Wir arbeiten selbst nach dem Grundsatz: Mit Leistung überzeugen, mit Qualität begeistern. Das haben wir auch beim Team von whistle.law so vorgefunden. Als Immobilienberatung decken wir von der Ideenfindung über die Konzeption bis zur Realisierung alle Leistungen ab – auch das haben wir hier so erlebt. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen wir mit dem Meldekanal in Zukunft machen, wenn er tatsächlich einmal genutzt wird. Ein eingehender Hinweis läuft dann übrigens bei der kaufmännischen Leitung ein, also nicht bei den Gründern und Partnern, das haben wir intern ganz bewusst separiert.
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